Januar 2023
Corona hat sich abgeschwächt; der Schrecken des letzten Winters hat sich gelegt, es hat keinen Rückfall zu Zeiten mit Maske, Abstand und permanenten Regel gegeben und die Pandemie ist aus den Top News verschwunden. An dieser Stelle steht nun eine viel schrecklichere "Krankheit": Krieg.
Die Folgen des Krieges spüren wir drastisch im Geldbeutel und dennoch erwarten viele sehnsüchtig auf die wärmeren Tage und auf den Tag, an dem das Mopped das erste Mal aus dem Winterschlaf erwacht.
Motorrad fahren, in seinen vielfältigen Formen, Maschinen und Erlebnissen bedeutet für die meisten unter uns: Freiheit.
Dieses unbändige Gefühl ist das höchste Gut in unserer Gesellschaft und das Fahren mit der eigenen Maschine wirkt wie ein Turbo für die Freiheit.
Kein Wunder also, das gerade in unserer heutigen Zeit, das Motorrad offenbar weiterhin einen Boom erlebt. Und kein Wunder also, das Messen zum Thema gefragt sind und entsprechend gut besucht werden.
So auch die Messe Friedrichshafen an diesem Wochenende. Wir waren vor Ort und haben uns nach mehr als drei Jahren das Vergnügen gegönnt eine Motorradmesse zu besuchen.
In den lokalen Abendnachrichten hatten wir schon gehört das BMW und KTM keine Aussteller auf dieser Messe sind; Aber, es gibt ja auch noch die Händler. In früheren Zeiten und kleinen Messen zum Thema, vertraten die Händler die Marken, welche nicht vom Werk selbst präsent waren. Das war früher.
Heute scheinen die Hersteller und die Händler nur noch auf das Internet zu setzen; Klar, in Zeiten von Corona haben viele gelernt, das die Infos und Bestellungen auch via Netz ganz gut funktionieren. Youtube und Insta zeigen quasi stündlich News rund um die Motorradindustrie.
Doch die Besuchermassen auf der Messe zeigt ein komplett anderes Bild. Die Leute wollen sehen, anfassen, quatschen, wollen auch das Erlebnis haben, mit Gleichgesinnten neue Moppeds, neue Zubehörteilen und Bekleidung entdecken. Wollen die Stuntshows sehen und am liebsten gleich selbst fahren.
Doch wie auf anderen Messen der letzten Monate auch, zeigte sich das Publikum enttäuscht über die Einschätzung vieler Hersteller und Händler, dass sich eine Messe nicht mehr lohnt. Es wird das Werbebudget lieber ins Internet gesteckt anstatt sich auf Messen zu zeigen. Außer den oben Genannten, fehlten auch Suzuki (die sich gerade selbst neu erfinden wollen), Honda und Yamaha. Dafür waren die Chinesen und die Inder vertreten. CF Moto, Mash und Co sowie Royal Enfield zeigten sich auf größeren Ständen.
Vielleicht wissen die mehr als die Big Player? Neulich hatten wir ein Interessantes Gespräch mit einer Führungskraft eines Unternehmens welches die großen Einkaufszentren (sogenannte Malls) in Europa betreibt. Das Ergebnis: Die Leute besuchen wieder die Malls. Wie vor Corona. Weshalb ist die Frage. Haben wir niccht alle gelernt im Netz zu bestellen? Wozu dann noch das Auto schnappen, bei den teuren Spritpreisen ins volle EInkaufzentrum fahren?
Die Antwort ist: Menschen sind nicht digital. Wir sind analog unterwegs. Wir wollen fühlen, sehen, riechen, anfassen und wir wollen den sozialen Kontakt zu anderen. Wir wollen Leute sehen und treffen. Wir wollen Meinungen hören und unsere Meinung vertreten. Das alles fehlt im Netz. Selbst wenn wir eines Tages mit virtuellen Brillen im Netz andere Leute via Avatar treffen, so werden nur die Augen und Ohren bedient. Wir haben aber schon ein paar mehr Sinne als diese zwei.
Lohnt sich also der Besuch von Motorradmessen noch?
Ja und Nein. Für das Erlebnis mit allen Sinnen: Ja. Für Harley Tshirts aus dem letztem Jahr; Für Messschnäppchen bei Klamotten und Helmen Ja. Für den eigentlichen Grund auf eine Motorradmesse zu gehen: Nein.
Vielleicht kommt am Ende heraus, dass meine KTM eines Tages einer CF Moto aus China weicht, nur deshalb weil ich sie haptisch entdecken und fühlen konnte.
Noch ein paar Eindrücke des Messe FN: