Freitag, 16. August 2019

KTM 790 Adventure R - endlich gefahren

Ein Jahr später
Vor über einem Jahr wurde die 790er Adventure auf Sardinien vorgestellt und eigentlich wollten wir sie viel früher selbst testen; 
Nun bis die ersten 790er ausgeliefert wurden, dauerte es doch noch einige Monate. Wie aus KTM Kreisen zu hören, waren die Österreicher überrascht, dass die "R" Variante der 790er mehr nachgefragt wurde, als die normale Version.
Die R Version, eine Enduro mit Schnurrmotor 
Wie immer bei KTM, spricht die "R-Version" für noch mehr auf Geländegängigkeit getrimmte Maschinen.

Normalversion derzeit mit Preisnachlässen
So verwundert es auch nicht, das es jetzt schon Preisnachlässe auf die Normalversion gibt. Sie haben in Österreich zuviele produziert, die Nachfrage lag hinter den Erwartungen deutlich zurück; Sicher liegt es nicht an der Qualität der Maschine, der Motor ist einfach "Bombe". Dazu später mehr. Zum einen ist es das Design mit den tiefergelegten seitlichen Tanks, zum anderen sicherlich der Preis. Hinzukam die Afrika Twin, die in Konkurrenz trat, sowie die dieses Jahr erschienene Tenere 700. Wobei die Tenere sicherlich mehr Gelände-Gene in sich trägt als die AT.

R-Version verspätet gekommen

Aus oben genannten Gründen kam dann auch die R Version zu den Händlern. Traurig war, das etliche Händler gar keine Maschine zur Probefahrt bereitstellen konnten, sie haben schlicht keine bekommen. Definitv haben die Marktrategen bei KTM daneben gelegen.

R Version gefahren
Klappernder Kettenschutz?
Dank einem befreundetem KTM Händler konnten wir dessen Privatmaschine in der R-Version nun fahren. Die Bedingungen waren bestens, Sonne und Schatten, 23 Grad perfekt.

Was klappert da

Was sofort beim aufsteigen zu merken war, das Bike ist nicht nur leichter und handlicher als die 1090er, sondern auch niedriger. Sie lässt sich prima rangieren.  
Auf den ersten behutsamen Metern bis zur 300 m entfernten Ampel, hörten wir ein Klappergeräusch von rechts unten. Wie sich herausstellte, klappert die Kette gegen den Kettenschutz beim untertourigen Fahren. Ob dies an einer zu lasch eingestellten Kette liegt, können wir nicht sagen. Das Geräusch verschwindet dann auch wenn die Kathie mal in Fahrt kommt.  

geteiltes Licht - geteilte Meinung
Gleichmal auf die Schnellstrasse

Unsere Teststrecke beginnt dann auch gleich mit einer zweispurigen Schnellstrasse. Wir geben der 790er die Sporen. Das läuft. Der Motor hat eine grandiose Elastizität, egal in welchem Gang und aus welcher Drehzahl, er schnurrt wie am Band in jeder Lage. Ohne Loch, ohne verschlucken ohne irgendwas.
Schnurren ist auch geräuschmäßig gemeint. Von Sound ab  Euro 4 kann man nicht sprechen. Wie schon in vorherigen Posts erwähnt, wird das mit jeder neuen Euronorm leiser, also konformer.   

Bei höhreren Geschwindigkeiten wird es zugig. Der Winschutz ist eher ein Alibi als ein Schutz. Ab 140 km/h wird es dann auch im Fahrwerk unruhiger; pendeln ist aber nicht zu spüren. Die aufgezogenen Karoo Reifen werden ihren Anteil an der Unruhe haben.

Ab ins Kurvengeläuf
Nach der Speedeinlage gehts in die hügelige Landschaft vor den Toren Stuttgarts. Auf uns bestens bekannten Straßen treiben wir die Kathie durch Kurven, Kreisverkehre, Ortschaften und Geraden. Das ist ihr Metier. 

Quickshifter nervt beim hochschalten

Enduro, nicht hart, aber sportlich
Der Motor treibt und der Quickshifter lässt schalten ohne kuppeln zu. Das macht er in normaler Fahrweise beim hochschalten mit einem kleinen Ruck. Das stört ganz schön, vornehmlich in Schräglage. Denn der Ruck kommt auch in der Hand an und kann die Linie verhuntzen. 
Das Runterschalten durch den Quickshifter ist dagegen ganz famos. Vor der Kehre, Gang runtergedrückt, geht schnell und ohne ruckeln. 

Nervöse Gabel
Überraschaft waren wir von der Gabel. Die erinnert uns stark an vergangene Zeiten, als wir noch mit den damaligen Enduros unterwegs waren. Vorne bremsen, die Gabel taucht ein gutes Stück ein. Die leichtgängige Lenkung wirkt auf uns ebenfalls etwas oldschool, sozuagen ein "Überhändling". Man muss schon Übung damit bekommen damit es sauber und rund läuft. Grundsätzlich bügelt das Fahrwerk, wie von KTM gewohnt, alles glatt. Für Gelände und Straßen dritter und vierter Ordnung einfach Topp.

Enduro Sitzhaltung
Sitzbanklinie - Abfallend nach vorne
Vielmehr Enduro als Reisenduro bietet die 790er. Man sitzt stets zum (nicht vorhandenen) Tank vorne; das führt zu einem noch engeren Kniewinkel. Da unsere Kathie mit Standardsitzbank und Einstellungen ausgestattet ist, stellen wir für 1,89m Körpergröße dann doch gewisse Unbequemlichkeiten fest. Das geht mit der 1090er aus dem Stand besser.



Geht`s nicht noch kleiner
Platz verschenkt und Minibuchstaben   

China Kill und Startschalter
Das verbaute neu entwickelte Farbdisplay 
ist absolut hell und sehr gut ablesbar, auch bei Sonneneinstrahlung. Was ein No-Go ist, sind die Informationen auf der linken Seite des Diplays. Wir schätzen die Buchstaben und Zeichenhöhe auf ca. 6 bis 7 Pitch. Sprich ziemlich klein. Während der Fahrt so gut wie nicht erkennbar. Für Lesebrillenträger unbrauchbar, es sei denn die LESE-Brille ist auf der Nase. Weshalb auchgerechnet KTM, die man wirklich als Technokraten bezeichnen kann, die Software nicht so programmiert , dass die Zeichengröße und auch Display Anordnungen sich personalieren lassen, ist ein Rätsel.  KTM vergisst bei allen Rallyerfolgen immer wieder die eigene Kundschaft, die es erst durch Käufe der Maschinen ermöglichen, dass kostspielige Events wie die Dakar Rally bezahlbar sind. Bluecow Sponsoring hin oder her.

Besser als bisher: Der Tempomat. Man braucht es an der "R" oder eher nicht. Jedenfalls kinderleicht zu bedienen und einszustellen.

Verbesserte Schaltereinheit
So what
Ja, so what? Die kleine Adventure macht mit gewissem Eingewöhnungsfaktor echt gute Laune. Der Motor, absolut superb. Spritverbrauch < 5 L/100km, Klasse.
Das Fahrwerk für unsere immer schlechter werdenen Straßen KTM like sehr gut. Als Reiseenduro? Nö. Als Adventure Enduro nach Kasachtan oder ans Kap? Yepp, passt. Als Downgrade von einer 1090er oder höher? Nö.    
Der Preis für die "R": Heftig. 

Mal sehen, auf unseren Testläufen stehen noch die Triumph Scranbler 1200 XE, die Tenere 700 und die Guzzi VT85 TT auf dem Programm. Preislich teiweise einiges billiger. Grinsfaktor? Schaunmermal. 

Sound of Silence Euro4
KTM unwürdig: Popel Heizgriffschalter